Internationaler Frauentag: Eine kurze Geschichte über das Rad und die Frau

Julia Mondré (genussradler.at) und Eva Tieber (@evas_kleidertruhe)
Julia Mondré (genussradler.at) und Eva Tieber (@evas_kleidertruhe)© A Wild Emotion Photography

In der derzeit sehr angesagten  Netflix-Serie über die italienische Anwältin Lidia Poët sieht man die Protagonistin im langen Kleid, wie sie mit ihrem neuen Rad für Aufsehen sorgt. Das hat uns auf eine Idee gebracht: Wie war es wirklich mit den Frauen und der sanften Mobilität in der Steiermark? Welche Hindernisse hatten sie zu überwinden?

Im 19. Jahrhundert, als das Radfahren vor allem in den Städten populär wurde, gab es genau diese erwähnten langen Röcke, die Frauen das unfallfreie Radeln fast unmöglich machten. Dazu kam vor allem auch, dass Männer ihnen diese Art von Bewegungsfreiheit generell nicht zugestehen wollten. Dabei gab es die ersten explizit für Damen gedachten „Laufmaschinen" bereits ab 1819. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis Modelle wie das Hollandrad dann auch tatsächlich angenommen wurden. Inzwischen riskierten auch Frauen auf Hochrädern den einen oder anderen Sturz in die Tiefe.

Die Radschule

In Graz wurde 1893 (also genau vor 130 Jahren!) der erste Radclub für Frauen auf dem Gebiet der Monarchie ins Leben gegründet, im selben Jahr entstand ein ähnlicher Verein in Wien. Die Grazer Ladies, unter ihnen die legendäre Elise Steininger, waren mit fragilen und zugleich eleganten Rädern unterwegs. Noch immer trugen sie lange Kleider bzw. Mäntel. Auf den Köpfen Hauben statt Helme. Es entstand eine eigene Fahrschule für Zweiradbesitzerinnen in der Innenstadt. Elise Steininger führte zudem ein Radgeschäft, für eine Frau der damaligen Zeit eine echte Sensation. Und bald erschien sogar eine eigene Zeitung. Nach wenigen Jahren löste sich der Club allerdings auf. Die Frauen konnten nun ganz legal den allgemeinen Radfahrvereinen beitreten. Die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten.

Und so gibt es Aufnahmen aus dem Jahr 1899, die eine französische Radsportlerin mit dem Pseudonym Mademoiselle Serpolette zeigen. Schon zuvor waren Frauen bei Radrennen an den Start gegangen. Doch die nächsten Widerstände kamen postwendend. Radfahren sei für Frauen ungesund, wenn nicht sogar anstößig, so hieß es nicht zuletzt aus medizinischen Kreisen. Paradoxerweise setzte die Werbung schon rund um die Jahrhundertwende Frauen auf Radsujets in Szene. Gar nicht selten in übersteigerter Form als Fahrradgöttinnen. Das Meteor-Rad aus Graz, später Graziosa genannt, und die renommierte Marke Puch sind zwei Beispiele dafür.

Die Frauenbewegung

Die Schriftstellerin und frühe Feministin Rosa Mayreder sagte über diese Zeit: „Das Fahrrad hat mehr für die Emanzipation der Frauen getan als die Frauenbewegung." Das Zitat mag überspitzt sein, eines allerdings geriet in Bewegung: Die „guten Sitten" und vor allem auch die Kleidung. Es breiteten sich Hosenröcke aus, die das Radeln erleichterten. Mit dem 20. Jahrhundert wurde es immer akzeptierter, dass Frauen ganz selbstverständlich Räder besaßen und damit fuhren. Sportlich standen sie lange im medialen Schatten, aber spätestens mit Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer sollte auch dieses Thema erledigt sein.

Problemfelder gibt es dennoch auch heute. So kritisieren Frauen etwa, dass „Gender Marketing" gerade im Bereich Rad und Ausrüstung zu massenhaft rosa Blümchendesigns führt, die auch nicht gerade zeitgemäß wirken. Manche kostspieligen Frauenräder haben auffällig günstige Komponenten, sagt ein  Artikel auf ciclista.net. Und Frauen mit Migrationshintergrund haben oft noch Hürden zu überwinden, die mit kulturellen Vorbehalten und männlich dominierten Traditionen zu tun haben. Aber wie wir aus der Geschichte des Fahrrads gelernt haben: Wo ein Wille, da auch ein Weg. In diesem Falle ein Radweg.

Text: Wolfgang Kühnelt

Quellen und Links:

 https://www.radfahren.de/story/frauen-fahrrad-emanzipation/

 https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Damals_in_der_Steiermark/Als_Frauen_mutig_aufs_Rad_stiegen

 http://www.fahrradsalon.at/2017/10/30/meteor-fahrradwerke-graz-1920/

 https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Damenrads

 https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Neues_aus_der_Wissenschaft/Ein_wenig_Quadriceps_und_Sauerstoff_%28Uni_Wien%29

 https://ciclista.net/frauen-rennrad-herausforderungen/

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