Ein ErFAHRungsbericht. Teil 1: Graz-Feldbach und retour.
Alles auf Schiene? Pendeln mit Rad und Zug.
Wie fährt es sich eigentlich im Alltag mit dem Fahrrad und den Nahverkehrszügen? Dieser Frage wollen wir in den kommenden Wochen in mehreren Teilen nachgehen. Wir werden selbst Strecken testen, freuen uns aber auch auf Eure Tipps und Erfahrungen. Für unsere erste Fahrt haben wir uns die S3 von Graz nach Feldbach ausgesucht.
Die Anreise ist spitze. Während die Öffis voll sind und die Autos im Feierabend-Stau stehen, radeln wir gemütlich zum Zug. Es ist knapp nach 18.00. Zum Start haben wir uns den Ostbahnhof in Graz ausgesucht. Auf den ersten Blick überzeugen die zahlreichen Radabstellplätze vor dem Bahnhof. Allerdings ist so gut wie kein Platz mehr frei. Wir wollen unser Rad aber ohnehin nicht abstellen, sondern mitnehmen. Das Ticket sowie das Rad-Zusatzticket um 1,80 Euro sind im Vorfeld online rasch gebucht. Es bleibt allerdings immer ein Hauch von Ungewissheit. Denn so sagt es die ÖBB auf ihrer Website: „Im Nahverkehr (Cityjet Xpress, Regionalzug, Regionalexpress und S-Bahn) nehmen wir Ihr Fahrrad gerne mit, wenn es genügend freie Stellplätze gibt. Sie können in diesen Zügen keinen Platz für Ihr Rad reservieren."
Spannende Abfahrt
Na gut, so viel wird schon nicht los sein um die Zeit. Aber wo ist eigentlich das Radabteil? Dazu empfiehlt die ÖBB vor dem Start den Wagenstandsanzeiger zu checken. Tja, auf den getesteten Bahnhöfen haben wir so etwas leider nicht entdeckt. Der Zug fährt ein, das Abteil ist rasch gefunden, der Radabstellplatz auch. Und nach ein paar Augenblicken haben wir auch verstanden, wie das Abstellen und Fixieren funktioniert. Es gibt de facto zwei Abstellflächen für Räder und Kinderwägen mit Schlaufen.
An diesem Abend ist niemand außer uns mit dem Rad nach Feldbach unterwegs. Der Zug ist komfortabel und erfreulich rasch unterwegs. Bis Gniebing. Dann heißt es „Wegen einer technischen Störung...". Wir schauen auf die Routen-APP. Es wären eigentlich nur mehr 3,5 Kilometer bis Feldbach. Aber bei Dunkelheit, Eis und Schnee, ohne Ortskenntnis? Wir bleiben lieber sitzen. Nach einigen Minuten geht es weiter. Ziemlich ruckelnd. Und in Feldbach lassen sich die Türen nicht öffnen. Aber dann wird doch noch alles gut und wir landen sicher am Bahnsteig. Die Lifte sind überall okay, für größere Gruppen kann es schon einmal eng werden.
Auf dem gut geräumten Radweg geht es in die Unterkunft. Am nächsten Morgen eine Runde durch die Innenstadt. Viele bunte Markierungen und sogar eine Fahrradstraße hat Feldbach anzubieten. Am Bahnhof viele freie Plätze für Räder, überdacht und sauber. Bravo!
Und wieder retour
Am Bahnsteig wieder leichte Unsicherheit. Der Bahnsteig ist elendslang. Wo wird in etwa das Radabteil sein? Räder sind zwar vorerst keine am Start, aber mehrere Familien mit Kinderwägen. Da heißt es, flexibel zu sein. Nach zwei Stationen steigt dann eine junge Passagierin mit Rennrad zu. Sie erzählt, dass sie meistens mit dem Bus in die Arbeit pendelt. Denn ihr Klimaticket würde zwar die kostenlose Mitnahme des Fahrrads erlauben. Allerdings nur zu Zeiten, an denen sie längst in der Arbeit sein muss.
Auf der entsprechenden Website heißt es: „Auf den Bahnstrecken der GKB und der Steiermarkbahn gibt es eine uneingeschränkte kostenlose Fahrradmitnahme mit dem KlimaTicket Steiermark. Für die Bahnstrecken der ÖBB wurde eine eingeschränkte kostenlose Fahrradmitnahme festgelegt, um Kapazitätsüberlastungen zu den Stoßzeiten zu vermeiden. Die kostenlose Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen (S-Bahn, R, REX) mit dem KlimaTicket Steiermark ist zu folgenden Zeiten möglich: Montag bis Freitag von 9:00 bis 15:00 und ab 18:30 Uhr bis Betriebsschluss. Samstag ab 9:00 Uhr. Sonn- und Feiertag ganztägig. Die Radmitnahme in Zügen ist generell nur nach Maßgabe der Kapazitäten in den gesondert gekennzeichneten Bereichen gestattet. Wenn alle Stellplätze besetzt sind, müssen Fahrgäste mit Fahrrädern auf den folgenden Zug warten."
Ein junger Mann mit Mountainbike steigt zu. Er verzichtet auf die Fixierung und hält sein Rad lieber fest. In der Zwischenzeit frage ich die Kollegin mit dem Rennrad, wo sie aussteigen wird. Denn bevor ich raus kann, müssen wir ihr Rad von meinem entfernen. Am Ende entscheiden wir uns beide für den Exit beim Murpark. Der ist generell zu empfehlen, da man direkt beim Bahnsteig losradeln kann und keinen Lift braucht.
Die junge Radlerin erzählt mir noch, dass ihr Freund sich aus Gründen des Komforts und der Sicherheit bei der Mitnahme ein Klapprad zugelegt hat. Auch dazu gibt es eine Info auf der Website der ÖBB: „Wenn Sie Ihr Faltrad zusammenlegen (Maximalmaß 90 cm breit x 60 cm hoch x 40 cm tief), können Sie es in allen Zügen kostenfrei und ohne Reservierung als Handgepäck mitführen. In allen Zügen des Nah- und Regionalverkehrs sowie in den ÖBB-Railjet -Zügen (nur in den gekennzeichneten) Bereichen können zusammengelegte Falträder sogar mit der Maximalmaßen 110 cm breit x 80 cm hoch x 40 cm tief kostenfrei mitgenommen werden." Klingt gut.
Und eines steht nach unserer Probefahrt fest: Die Kombi Zug und Rad ist flott und umweltfreundlich - für Neueinsteiger:innen ist es allerdings ratsam, am Beginn die gewünschte Strecke ohne Zeitdruck zu erproben.
Weblinks:
Das Klimaticket Steiermark: https://verbundlinie.at/de/tickets/verbundfahrkarten/klimaticket-steiermark
Fahrradmitnahme bei der ÖBB: https://www.oebb.at/de/reiseplanung-services/im-zug/fahrradmitnahme




